Moderation von persönlichen Zukunftsplanungstreffen und Unterstützungskreisen

Die Moderation von persönlichen Zukunftsplanungstreffen ist eine schöne, aber am Anfang für viele nicht ganz einfache Aufgabe [1]. Es gibt mittlerweile einige gute Literatur und Seminare zur Moderation von Gruppen (Klebert, Schrader, Straub 2003, Seifert 2006, Seifert 2007) , am besten ist es jedoch, die Moderation abwechselnd zusammen mit anderen Menschen auszuprobieren und sich gegenseitig zu unterstützen und Hilfestellung zu geben. Die Teilnehmer sollten dabei regelmäßig gefragt werden, ob sie die Moderation für das Planungstreffen hilfreich fanden. Die andere Schlüsselqualifikation, die neben Kenntnissen in der Moderation von Gruppen für Persönliche Zukunftsplanung sinnvoll ist, ist eine Kenntnis von Problemlösungstechniken (Nöllke 2006, de Bono 1989, Bugdahl 1995, Sellnow 2004). Persönliche Zukunftsplanung ist kein einmaliges Ereignis, sondern ein kontinuierlicher Problemlösungsprozess.

Es hat sich als sinnvoll erwiesen, wenn bei persönlichen Zukunftsplanungstreffen eine Person im Kreise die Moderation übernimmt, eine andere Person kann die Ergebnisse auf den Plakaten möglichst bildlich festhalten. Der Moderator sollte wenn möglich in der Moderation von Gruppen erfahren sein. Der Moderator hat eine neutrale Rolle, deshalb sollte die Moderation nicht von einer stark beteiligten Person übernommen werden. Es besteht sonst die Gefahr, dass diese wichtige Person (wie z.B. Eltern, der Bezugsbetreuer oder Lehrer) eine doppelte Rolle einnimmt - als Moderator und wichtiger inhaltlicher Mitgestalter. Der Moderator hat folgende Aufgaben:

Aufgaben des Moderators eines persönlichen Zukunftsplanungstreffens:


Hilfreiche Fragen für die Moderation von Zukunftsplanungstreffen

Im folgenden Teil sind einige Fragen zusammengestellt, die für die Moderation von persönlichen Zukunftsplanungstreffen als Handwerkszeug hilfreich sein können. [2]

Die große Leitfrage

Oft steht ein persönliches Zukunftsplanungstreffen unter einer oder mehreren großen Leitfragen. Sie fassen das Anliegen der Persönlichen Zukunftsplanung zusammen. Gute Fragen erkennt man oft daran, dass sie nicht einfach oder gar schnell zu beantworten sind, sondern als große Leitfrage uns durch den Planungsprozess begleiten. Sie drücken die Sehnsucht aus, die den Planungsprozess treibt. Leitfragen können z.B. sein:

  • Wie kann die Person herausfinden, was ihre Stärken und Fähigkeiten sind und was sie aus ihrem Leben machen will?
  • Wie kann die Person eine Arbeitsstelle in einer normalen Firma finden, wo sie ihre Fähigkeiten und Interessen einbringen kann und geschätzt wird? Welche Personen müssen sie dazu kennenlernen und was muss sie (und die anderen) dazu lernen?
  • Wie und wo kann die Person mit mehr Leuten in Kontakt kommen, vielfältigere und tiefere Beziehungen zu anderen Menschen knüpfen und ihre Talente und Fähigkeiten zur Gemeinschaft einbringen?
  • Wie kann das Kind wieder einen Vater und eine Mutter haben, bei denen sie leben kann und die gut in ihrer Gemeinde eingebunden sind?
  • Wie kann das Leben der Person nach dem Auszug aus dem Elternhaus aussehen? Wie und mit wem möchte Sie wohnen, arbeiten und ihre Freizeit verbringen?

Visuelle und verbale Leitfragen

Der persönliche Zukunftsplanungsprozess orientiert sich an Leitfragen, die für alle sichtbar auf die Poster oder Plakate gemalt werden und die zur Strukturierung des Treffens dienen. Leitfragen können z.B. die vorhin erwähnten Fragen sein

  • Was sind die Stärken, Fähigkeiten?
  • Was mag die Person? Was nicht?
  • Was sind die Ziele/Träume in den Bereichen Wohnen, Freizeit und/oder Arbeit?
  • Welche Vorerfahrungen liegen vor? (z.B. bisherige Freizeitaktivitäten, berufliche Vorerfahrungen)
  • Was ist gut für die Person? / Was nicht? Welche Rahmenbedingungen braucht sie um erfolgreich zu sein?
  • Welche Ideen, Möglichkeiten fallen uns ein? (je nach Thema z.B. mögliche Jobs, Wohnmöglichkeiten, Freizeitaktivitäten)?
  • Ressourcen: Wo kann man sich hinwenden? Wer kann helfen? Wen kennen wir? Welche Mittel stehen zur Verfügung?
  • Aktionsplan: Was sind die nächsten Schritte? Wer macht was mit wem bis wann?

Prozessfragen

Während des Planungsprozesses kann es dann wichtig sein, den Planungsprozess durch Fragen zu steuern:

Einstieg

  • Wissen alle, was ein persönliches Zukunftsplanungstreffen ist?
  • Wie ist der Kenntnisstand bezüglich des Themas, das die Person gerne planen möchte?

Ziele und Themen für das Planungstreffen vereinbaren, ggf. Prioritäten setzen und Vorgehen klären

  • Was ist das Ziel dieses Planungstreffens?
  • Worüber soll heute gesprochen werden?
  • Was ist für unser Treffen heute (besonders) wichtig? Welche Themen sollten vorrangig bearbeitet werden?
  • Womit wollen wir beginnen?

Themen bearbeiten, Ideen sammeln – Probleme lösen

  • Welche Möglichkeiten könnte es geben?
  • Wie würde das aussehen? Wie würde das sein?
  • Welche Rahmenbedingungen sind wichtig, damit dies erfolgreich laufen kann?
  • Welche Probleme könnten auftreten? Was können wir dagegen tun?

Auf Kurs halten – Zielverfolgung überprüfen und Zeit im Blick haben

  • „Entschuldigung, darf ich mal klären, ob wir noch auf Zielkurs sind?“
  • „Sind wir noch beim Thema?“
  • „Sollten wir dazu diesen Punkt vertiefen oder eher nicht?“
  • „Hat noch jemand einen ganz wichtigen Punkt zu diesem Thema. Wir sollten sonst angesichts der Zeit jetzt zum nächsten Thema wechseln.“

Andere einbeziehen – Fragen zurückgeben

  • Was meinen die anderen? Wäre das...
  • Was meinen Sie dazu? Was meint die Hauptperson dazu?

Aktionsplan festlegen

  • Was werden wir nun ganz konkret tun?
  • Wer macht was mit welcher Zielsetzung?
  • Wer behält die Umsetzung unserer Planung im Blick?

Planungstreffen abschließen

  • Wie zufrieden sind Sie mit diesem Treffen?
  • Sind wir heute unserem Ziel näher gekommen?
  • Soll sich die Planungsgruppe noch einmal treffen?

Gute Fragen können sicherlich bei der Moderation eines Zukunftsplanungstreffens helfen. Es handelt sich dabei um die Anwendung ganz normaler guter Moderationstechniken, die auch in vielen anderen Bereichen verwendet werden.


Zukunftsplanung bringt Dynamik in das System

Persönliche Persönliche Zukunftsplanung ist systemisch betrachtet ein Instrument zur Veränderung des Systems einer Person. Veränderungsimpulse können aber im wahrsten Sinne des Wortes Dynamik in das System bringen. Das bisherige eingespielte System wird in Frage gestellt und zunächst vielleicht aus dem Gleichgewicht gebracht.

Die gewünschten Veränderungen können beispielsweise neue Regeln erfordern, die Beteiligten müssen eventuell neue Rollen einnehmen, was auch auch eine Verschiebung von Machtverhältnissen nach sich ziehen kann. Solche Veränderungen können positive Dynamiken, aber auch Befürchtungen, Ängste und Widerstände auslösen, die im Zukunftsplanungstreffen deutlich werden. Im Laufe eines Planungsprozesses kann es also immer mal wieder vorkommen, dass einige Teilnehmer blockieren, negative Äußerungen und sogenannte Killerphrasen den Planungsprozess erschweren. Es kann dabei z.B. zu Abwertung oder Bevormundungen der planenden Person kommen, einige Teilnehmer sind vielleicht übergriffig. Nicht-wahrhaben-wollen oder nicht-zulassen-können sind ebenfalls Haltungen, die im Laufe eines Zukunftsplanungstreffen auftauchen können. Auch eine Ablehnung der Inhalte der Zukunftsplanung der Hauptperson oder offener Widerstand dagegen kann von einigen Teilnehmern gezeigt werden. Dies führt oft zu einer „Abwärtsspirale der Unmöglichkeiten“, in der der Fokus auf die Defizite der Person, Behinderung, auf das, was schon einmal schief gelaufen ist oder auf Unmöglichkeiten gelegt wird, und die wie ein Strudel alle Beteiligten nach unten zieht.

Abwärtsspirale der Unmöglichkeiten

Die Ursache für diese negativen Dynamik können vielfältig sein: Oft sind es Ängste und Befürchtungen, dass die planende Person nicht mit der Zukunftsplanung erfolgreich sein könnte. Die Angst vor Verletzungen, aber auch das Deutlichwerden von Grenzen können Widerstände auslösen. Die Beziehungen der planenden Person zu einzelnen Personen sind vielleicht ambivalent, von Abhängigkeiten bestimmt oder stark hierarchisch geprägt. Personen im Unterstützerkreis wie z. B. Betreuer oder Eltern können aber auch ihre eigenen Interessen gefährdet sehen oder einen Machtverlust befürchten.

Eine Zukunftsplanung löst aber viel häufiger positive Dynamiken aus: Das Selbstvertrauen der planenden Person wird durch positive Rückmeldungen gestärkt. Es wird eine wünschenswerte, attraktive Zukunftsvision sichtbar. Der Blick weitet sich, die Teilnehmer bringen verschiedene Ideen zusammen. Das Puzzle fügt sich zusammen, neue Lösungsmöglichkeiten entstehen. Es gibt eine gute Arbeitsteilung im Unterstützerkreis. Keiner hat mehr das Gefühl alles alleine zu tun. Es gibt eine gegenseitige Wertschätzung. Eine bessere Abstimmung und Vernetzung wird möglich. Erste Erfolge werden erzielt und motivieren zur Weiterarbeit. Diese positive Dynamik gilt es in der Moderation von Unterstützungskreisen zu fördern und zu nutzen.

Dennoch kann es sein, dass man sich als Moderator Gedanken machen muss, wie man auch negative Dynamiken auffangen und damit umgehen kann. Der Moderator eines Unterstützungskreises sollte bereits im Vorfeld mögliche Tretminen oder Fettnäpfe, aber auch konsensfähige Punkte und mögliche Fürsprecher im Unterstützungskreis erkunden. Alle Perspektiven sollten erstmal gleichberechtigt ernst genommen und den Teilnehmern unterstellt werden, dass sie an einer lebenswerten Zukunft der planenden Person interessiert sind und ihren Beitrag dazu leisten wollen. Dies steht nicht im Widerspruch zu einer grundsätzlichen Parteilichkeit des Moderators zu der planenden Person. Seine Aufgabe ist es auch Übergriffe, Abwertungen oder Beleidigungen zu stoppen und Grenzen zu ziehen. Nur ist es wichtig, die verschiedenen Perspektiven wahrzunehmen, Befürchtungen und Widerstände weisen oft auf Punkte hin, die gelöst werden müssen, um die Zukunftspläne der planenden Person erfolgreich umzusetzen. Es ist in diesen Fällen sinnvoll, auf das gemeinsam vereinbarte Ziel des Planungstreffens zurückzukommen. Befürchtungen sollten als Befürchtungen der Person genommen werden, Löschungsvorschläge erkundet und mit Gegenfragen bewusst andere Perspektiven erfragt werden. Ein zusätzliches Plakat kann Befürchtungen und Ängste einer Person als deren Ängste festhalten oder Punkte auflisten, die nicht in diesem Zukunftsplanungstreffen behandelt werden sollen, aber nicht in Vergessenheit geraten sollen. Dies schafft manchmal wieder Raum, um sich auf das Ziel des Zukunftsplanungstreffens zu konzentrieren. Dies geht am besten, wenn alle gemeinsam dazu mithelfen (ausnahmsweise) die Stärken und Fähigkeiten in den Vordergrund zu rücken, Hindernisse zu überwinden und gemeinsam nach neuen Möglichkeiten mit der Person zu suchen.

Gesprächssackgassen und Killerphrasen auflösen

Die folgenden Fragetechniken können vielfach eine Hilfe sein, Blockaden und Killerphrasen aufzulösen:

Blockaden auflösen

  • „Das geht nicht“
    • „Was genau geht Ihrer Meinung nach nicht?“
    • „Unter welchen Umständen würde es gehen?“
    • „Und wenn es gehen müsste, was müssten wir tun?“
  • „Das ist unmöglich“
    • „Was ist unmöglich?“
    • „Was macht sie so sicher?“ 
    •  „Unter welchen Umständen wäre es möglich?“
  • „Das kann ich nicht“
    • „Was können Sie nicht?“
    • „Was bräuchten Sie, damit Sie es könnten?“
    • „Was würde Ihnen dabei helfen?“

Unspezifische Begriffe konkretisieren

  •  „Er muss noch viel selbstständiger werden“
    • „Was meinen Sie genau mit selbstständig werden?“
    • „Über welche Dinge würden Sie sich freuen, wenn sie ... selber erledigen könnte?“
    • „Was würde ihm ihrer Meinung nach dabei helfen, diese Dinge selber tun zu können“

Verallgemeinerungen relativieren

  • „Sie kommt doch immer zu spät?“
    • „Wann haben sie das das letzte Mal beobachtet?“ (Konkretisierung)
    • „Gibt es Situationen, bei denen sie pünktlich kommt?“ (Gegenbeispiele erfragen)
    • „Heute waren Sie aber pünktlich.“ (offensichtliche Gegenbeispiele bringen)
    • „Wie schätzen Sie das selber ein?“ (bei der betreffenden Person nachfragen)
    • „Wovon hängt es ab, ob Sie pünktlich sind?“ (Bedingungen erkunden)

Implizite Annahmen überprüfen

  • „Mit der Behinderung ist das doch undenkbar“
    • „Wie kommen Sie zu der Annahme?“
    • „Hat jemand eine Idee, wie es doch gehen könnte?“
    • „Kennt jemand andere Beispiele von Menschen mit einer ähnlichen Behinderung, die es geschafft haben?“
    • „Wie können wir es überprüfen, dass/ ob es wirklich nicht geht?“

Vergleiche konkretisieren

  • „Das ist doch genau dasselbe wie damals in der Schule“
    • „Was meinen sie damit genau?“
    • „Welche Punkte sind vergleichbar?“ „Welche nicht?“
    • „Handelt es sich wirklich um vergleichbare Situationen oder Dinge?“ „Was ist gleich?“ „Was ist anders?“

Den positiven Gehalt der Äußerung erkennen (Reframing)

  • „Da er immer seine Medikamente vergisst, kann er nicht alleine wohnen“
    • „Sie wollen, dass es ihrem Sohn gesundheitlich gut geht. Das kann ich gut nachvollziehen.“
    • „Wie könnten wir auch in einer eigenen Wohnung sicherstellen, dass er auf jeden Fall die notwendigen Medikamente nimmt?“

Zusammenfassung der Grundhaltung des Moderators und Unterstützers

Die Moderation von persönlichen Zukunftsplanungstreffen und Unterstützerkreisen benötigt nach John O’Brien besonders geschulte Augen, Ohren und Münder:

Augen, Ohren, Mund für persönliche Zukunftsplanung

Augen für Fähigkeiten und Möglichkeiten

Blicke können ermuntern und Blicke können erniedrigen und einen vernichten. Es hängt viel davon ab, wie mich andere wahrnehmen, wer ich in ihren Augen bin: Sehen sie mich als einzigartige Person mit meinen Stärken und Fähigkeiten oder können sie an mir nur meine Behinderung und meine Defizite wahrnehmen? Ein Moderator und Unterstützer hat in der Persönlichen Zukunftsplanung die Aufgabe die Blicke auf die Person mit ihren Stärken und Fähigkeiten zu lenken.

Auch im übertragenen Sinne können viele Menschen vielleicht nur die Barrieren und Hindernisse sehen, so dass es die Aufgabe des Moderators und Unterstützers ist, den Blick auf die Möglichkeiten und Problemlösungen zu lenken. Das heißt nicht reale Schwächen und Barrieren zu übersehen, aber gerade in diesen Punkten den geschärften Blick für Stärken und Möglichkeiten zu behalten.

Ohren zum aktiven und einfühlsamen Zuhören

Es gibt unterschiedliche Wege zuzuhören. Man kann nicht richtig hinhören, nicht hören wollen oder von oben herab als Experte zuhören. Menschen mit Behinderungen und ihre Eltern berichten oft, dass ihnen nicht richtig zugehört wird oder Experten von oben herab und nur im Hinblick auf ihre Fragestellung zuhören. Die unterstützte Arbeitnehmerin Mary Grant hat dies einmal so ausgedrückt: „Fachleute hören, aber sie verstehen nicht […]. Sie wollen dich in die Vorstellungen einpassen, die sie in der Schule gelernt haben.“ (Brooke 1992, 24)

Man kann aber auch mit dem ganzen Körper geduldig zuhören, aufmerksam zugeneigt sein und ein wirklich offenes Ohr haben. Wir haben sicherlich schon selbst einmal erfahren, wie die Art, wie uns jemand zugehört hat, uns es uns leicht gemacht hat, zu sprechen und wie wir auf einmal Dinge sagen konnten, die uns selbst erstaunt haben. [3] Dieses öffnende Zuhören ermutigt Menschen, Wünsche, Träume, Gedanken, aber auch Befürchtungen und Albträume zu äußern, die sonst nie über ihre Lippen gekommen wären. Jeder Mensch hat andere Menschen verdient, die ihm zuhören und ihn verstehen. Der Moderator und Unterstützer in Persönlicher Zukunftsplanung sollte aufmerksam und geduldig zuhören, auf Zwischentöne achten und der Hauptperson Gehör verschaffen. Dies gilt insbesondere für Menschen, die sich nur schwer ausdrücken können oder mit Hilfsmitteln der unterstützten Kommunikation sich verständigen, was oft sehr, sehr viel länger dauert.

Mund für eine wertschätzende und für alle verständliche Sprache

Pädagogen und andere Fachleute sprechen oft eine Sprache, die Menschen mit Behinderungen, Eltern und andere normale Menschen außerhalb dieses Feldes nicht verstehen. Fachwörter, Fremdwörter und Abkürzungen werden benutzt und als allgemein verständlich vorausgesetzt. Einfache Sprache, Beispiele und Bilder erleichtern allen Zuhörern das Verstehen. Viele Einrichtungen der Behindertenhilfe haben übrigens Informationsblätter, die sich sprachlich eher an andere Pädagogen als an die Zielgruppe von Menschen mit Lernschwierigkeiten und ihre Familien richten. Wenige Einrichtungen nutzen Menschen mit Lernschwierigkeiten als Experten für einfache Sprache zum Korrekturlesen. Die People First Bewegung hat übrigens ein „Wörterbuch für leichte Sprache“ (Mensch zuerst 2004) mit hilfreichen Tipps zur Verwendung von einfacher Sprache und leichter Lesbarkeit herausgebracht.

Der Moderator und Unterstützer sollte darauf achten, dass eine für alle Beteiligten verständliche Sprache verwendet wird und ggf. andere Beteiligte daran erinnern oder Abkürzungen und Fachbegriffe noch einmal für alle erläutern. Bewährt hat sich ein rotes Schild „Stopp- bitte leichte Sprache“, das sich auch in dem Wörterbuch befindet und von allen Beteiligten, besonders aber der Hauptperson hochgehalten werden kann, wenn ein Wort unverständlich ist. Die Illustration des Zukunftsplanes mit einfachen Zeichnungen durch eine weitere Person, die die Ergebnisse der Planung für alle sichtbar festhält, oder die Verwendung von Bildern und Clip-Arts erhöht oft die Verständlichkeit und Einprägsamkeit der Ergebnisse für alle Beteiligten.

Worte können nicht nur unverständlich sein, sie können auch verletzen und diskriminieren. Der Moderator sollte darauf achten, dass in einer positiven, wertschätzenden Weise miteinander gesprochen wird und keiner beschimpft, beleidigt oder mit negativen und abschätzigen Worten beschrieben wird.

Persönliche Zukunftsplanung benötigt also den Blick für Fähigkeiten und Möglichkeiten, gutes, aktives Zuhören und eine für alle verständliche positive Sprache. Sie basiert auf gegenseitiger Wertschätzung, gleichberechtigter Begegnung auf Augenhöhe, guten Fragen, der Suche nach Möglichkeiten, kraftvollen Visionen, gemeinsamer Problemlösung und konkreten Aktivitäten zur einer gleichberechtigten Teilhabe aller. Dies führt zu einer Veränderung der Rollen der Professionellen, der Einrichtungen und Dienste und der Behindertenhilfe insgesamt.

Vertiefende Literatur zur Moderation von Unterstützungskreisen in bidok:

Boban, Ines: Moderation Persönlicher Zukunftsplanung in einem Unterstützerkreis - "You have to dance with the group!". http://bidok.uibk.ac.at/library/boban-moderation.html [Datum des Zugriffs: 15.10.2007]



[1] Dieser Abschnitt basiert auf Doose 2004b, S. 35 ff., zur Vorbereitung und Durchführung von persönlichen Zukunftsplanungsteffen s. auch Doose, Emrich, Göbel 2004

[2] die Fragen orientieren sich an dem sehr empfehlenswerten Buch von Josef W. Seifert : Moderation und Kommunikation (Seifert 2006)

[3] vgl. Michael Ende hat dies in seinem Buch „Momo“ sehr schön dargestellt (Ende, Michael: Momo. Stuttgart: Thienemann-Verlag 1973, 14 ff. ) 

Zuletzt geändert: Montag, 19. August 2013, 14:43